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Sonntag, 12. Oktober 2014

Igor - oder "Das Hotel Jungbrunnen"

Wieder mal ein Zufall. Durch Zufall wurde ich eingeladen mitzukommen. Nach Bad Gastein. Mit den Mädels ein Wellnesswochenende. Wellnesswochenende hört sich perfekt an, hab ich mir gedacht, kann ich gut gebrauchen. Und dann gehen diese Bilder an im Kopf, wie man sich Wellnesswochenenden vorstellt: helle Räume, Ruhe, draussen wunderschöne Natur, drinnen gedämpfte Musik und wunderbarer Duft und alle sorgen und bemühen sich um sein Wohlbefinden, man muss sich nur reingleiten lassen, in den Whirlpool, in den weichen Bademantel, der im Zimmer bereitliegt, in die Hände des Masseurs oder der Gesichtsbehandlung. Ein leichtes Schweben durch ein Wochenende in Ruhe und gesundem Essen und Tee und abends vielleicht einen Prosecco. Früh aufstehen und die ersten Bahnen im Pool schwimmen und in der Sauna entspannen, in der herrlichen Stille des Ruheraumes wegdösen.... Ja, so stellt man sich das vor. Ich stelle mir das so vor. Ich habe mir das so vorgestellt. Freitag fahren wir los und ein ganzes wochenende dahin gleiten bis sonntag und am sonntag nach hause kommen und leise seufzend sich zurück sehnen in die Ruhe und noch einen Tag haben wollen, an dem sich alle nur um sein Wohlbefinden sorgen.

Naja. Soviel zu den Bildern im Kopf. 

Donnerstag wurde ich also gefragt: kommste mit? wird super! Ich gleich: ja, klar komm ich mit! wird super! (Siehe oben die bilder im kopf). 
Dann fragte ich: wohin fahren wir denn? Antwort: Bad Gastein! Hört sich schon mal super an. Ein "Bad" ist immer gut, die kennen sich aus mit meinen Bildern im Kopf. (Ich kannte Bad Gastein nur vom Namen, mehr Wissen war da nicht)
Dann fragte ich: wie heisst denn der Wellnesstempel in Bad Gastein in den wir fahren? Antwort: Hotel Elisabethpark! Hört sich super an: Park im Namen ist immer gut... um das Hotel liegt ein grosser Park, durch den man entspannt wandeln kann! 

Dann hab ich mal gegoogelt, Bad Gastein, Hotel Elisabethpark - und manchmal soll man das nicht machen, das mit dem googeln. 

Ich zu den Mädels: das ist aber schon ein ganz schöner Bunker! 
Die Mädels: wieso Bunker? 
Ich: Naja, weil es ca. 400 Zimmer  hat und ein bisschen aussieht wie ein Bunker. Also so ein 70er jahre Hotelbunker, ihr wisst schon, Massentourismus und hässliche Gardinen. 
Die Mädels: Ham wa gar nicht geschaut, haben einfach gebucht, war so günstig. 

1:0 für sie. Denn günstig war es wirklich. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Hotel ist super, aber es ist so sehr Nebensaison, dass sie Supersonderangebote machen. Oder: die besten Zeiten dieses Hotels sind vorbei und sie versuchen irgendwie die Zimmer voll zubekommen. 

Wir starten trotzdem. Am Freitag nach der Arbeit. Die Sonne scheint, es ist perfekt. Alle Mädels rein in die Nuttenschleuder (weisser 5er BMW aus dem Jahre 1979, ca.) - es ist perfekt, ok, bis auf meine Roadtrip-Playlist, da mein iTunes nicht so wollte und deswegen auf alte Musik zurückgegriffen werden musste, aber naja, passt ja irgendwie. 
Erster Stop: Achensee. Mittagessen, spazieren gehen am Achensee, schönster Sonnenschein. Auf einemal kommen Kühe auf uns zu. In Tirol nichts ungewöhnliches im Herbst, Almabtrieb (ja, steffi, es ist der almab - nicht der auftrieb). Noch ganz lustig, Fotos machen, wir 20 cm vom Seeufer entfernt, schmaler Weg voller Kühe, dann die Strasse. Da denkt man, die Almabtriebbauern haben das alles im Griff, da muss man sich nur an den Rand stellen und die riesen Kühe trotten an einem vorbei. tun sie auch bei allen anderen. Nur nicht bei uns. Als sie auf der Höhe von uns sind, denkt die eine Kuh: besteig ich doch mal die kuh vor mir, die kuh vor ihr, denkt sich: nicht mit mir! Und rennt los, genau auf uns zu. tolles gefühl. 2 tonnen kuh rennen auf einen zu. Wir können gerade noch wegspringen und landen fast im achensee. Aber, puh, überlebt. Leichter Schock hängt noch in den Knochen. 

Weitergehen. Sagt mal Mädels, hört ihr das Pfeifen auch? Welches Pfeifen? Na das aus dem Wald, da! Ah ja, da steht einer und pfeift und, ähm, ja, wedelt mit seinem Dödel. Der wedelt mit seinem Dödel? Ja, der wedelt wirklich mit seinem Dödel. Und ja, er läuft uns hinterher und pfeift immer, wenn wir nicht hinschauen, damit wir wieder hinschauen und er mit dem Dödel wedeln kann. Was ist denn hier los? Schnell weiter. Dödelwedler brauch ja nun wirklich kein Mensch. 

Also, man muss sagen, das fängt ja gut an. 

Erstmal ein Eis essen, zur Entspannung, weil ist ja Wellnesswochenende. Eis geholt, auf den Steg am See gesetzt. Fotos machen. 

Jetzt geht es aber wirklich mit der Wellness los - Ah - Splitter im Fuss. nicht nen kleinen, nein, der halbe Steg steckt in meiner Fusssohle. Na super - raus operieren. Geht nicht. steckt zuviel, zu tief drin und ist auch noch in meinem Fuss abgebrochen. Augen zu und weiterhumpeln. 

Nächste Station: Zell am See. Es ist schon spät und es geht sich nur eine gespritzter Mangosaft aus, humpelnd am See entlang, da bin ich nicht ganz so schnell. Wir treffen unglaublich viele Araber. Also nicht nur so 2 - 3, nee, also eigentlich sind da nur Araber. 

Weiter, kurz am Bahnhof das nächste Mädel einsammeln, Zug hat Verspätung, Zeit für ein paar Nuttenschleuderfotos.
Und dann endlich, nach einer kurzer Verfahrung: Bad Gastein. Es ist 22 Uhr. Das Essen im Hotel haben wir verpasst, aber sie machen uns eine Jausenplatte fürs Zimmer fertig. 
Das Hotel ist: ein Bunker. Seine besten Zeiten sind lang vorbei. Ein Russe hat es gekauft vor ein paar Jahren, und ein bisschen renoviert. Ein bisschen. Früher war das mal toll, jetzt hat es einen morbiden Charme, der auch was hat. Nur überhaupt nicht an Wellness denken lässt. Die Bilder in meinem Kopf werden schwarz-weiss, mit patinaeffekt. Und immer wieder geht mir "das grand hotel budapest" durch den kopf. 

Wir essen die Jause, trinken dazu Prosecco, in den wirklich grossen Zimmern, zugegeben. gross sind sie. 
Gehen in die Bar für weiteren Prosecco, da sitzen zwei männer und was tun diese, wenn 4 junge frauen reinkommen  - genau. aber nach dem wir uns auf unsere Männer, die schon oben im zimmer schlafen, berufen, geben sie ruh (dass die die story geglaubt haben, zeugt davon, wie hochintelligent sie waren... )

der nächste morgen, die sonne scheint, es ist herrlich, das frühstück in einem riesigen frühstückssaagl gut. das "wellnesscenter" macht erst um 15 uhr auf, also ändern wir unsere pläne und machen uns auf und erkunden Bad Gastein. zuvor versuchen wir uns für massage, pediküre und gesichtsbehnadlungen anzumelden, das heisst, wir schreiben es auf einen zettel an einer verlassenen rezeption im wellnessbereich. 

Bad Gastein ist schön. Es liegt mitten in einer schlucht, zwischen hohen bergen, ein riesiger Wasserfall braust mitten durch das örtchen. überall der morbide charme, bilder von längst gestorbenen grössen der weltgeschichte, die bad gastein einmal besucht haben. längst vorbei, längst gestorben.





Wir spazieren durch Bad Gastein (ich humple, weil der Achenseer Seesteg immer noch in meinem Fuss steckt) und es ist schön. Irgendwann gehen wir um eine Ecke und was ist da:  Telefonzellen, so richtige Telefonzellen! Die gibt es nirgendwo mehr, aber hier schon: 
Nach dem Erkundungstrip waren wir bereit: jetzt aber reingleiten lassen, in das wellnessparadies. also, das, naja, also massieren lassen können wir uns ja. Wir werfen uns in die bademäntel. fest etnschlossen jetzt so richtig zu entspannen und die ruhe zu geniessen... 
wir stehen wieder an der verlassenen rezeption an der wir morgens den zettel hinterlassen hatten, mit unseren wunschterminen, für unsere wunschbehandlungen. alles ist dunkel, fast schon unheimlich, beklommen und ratlos stehen wir da, in unseren bademänteln und badeschlappen. steffi traut sich und geht durch den endlos langen dunklen korridor und versucht verschlossene türen zu öffnen und ruft "hallo", es hallt in den leeren gängen, aber keine antwort. gerade als sie die tür zum "private spa" aufmacht, erscheint plötzlich, von irgendwo her, ein riesiger Russe, in einer weissen hose und einem weisse t-shirt (das half nicht, ihn freundlicher aussehen zu lassen) und seine tiefe, russische stimme, die dafür gemacht ist, über die sibierische steppe zu hallen, hallt nun durch die leeren gänge: was machen sie da? (man stelle es sich bitte mit russischem akzent vor). dagegen waren die Kühe und der dödelwedler ein klacks, steffis knie zittern noch zwei stunden später vor schreck.
Also, das ist der masseur, wir nennen ihn Igor, der einzige Name der zu ihm passt, er ist der jenige, der sich um unser wohlbefinden sorgen soll, er derjenige in dessen Hände wir uns reingleiten lassen wollten und unendlich entspannt werden wollten. Seine Grösse, sein langer Zopf (vorne platte, hinten dünner zopf... mhhh...), seine stimme und vor allem seine unglaublich unfreundliche Art helfen nicht gerade dabei, dieses Bild des entspannens aufrecht zu erhalten... wir bemühen uns ja wirklich redlich. Igor motzt uns an, wie wir denken könnten, dass wir alle vier eine massage haben wollen würden und pediküre schon gar nicht, die kollegin ist mal wieder krank, schrecklich diese unzuverlässige frau, als wäre es unser fehler, dass die frau krank ist... wir werden immer kleiner, ziehen die köpfe immer tiefer zwischen die krägen unserer weissen bademäntel und fangen an uns zu entschuldigen, wir würden ja nicht unbedingt wollen, wir hätten nur gedacht, dass es vielleicht möglich wäre, also wenn er keine zeit hat, dann würden wir auch verzichten und würden keine massage buchen und er müsse sich jetzt wirklich nicht bemühen oder wenn er irgendwelchen stress wegen uns hätte, das würden wir nun wirklich nicht wollen. also nicht wegen uns jetzt irgendwelche umstände, wir würden auch einfach wieder gehen. er lies sich dann dazu hinab anny und mich je für eine halbe stunde zu massieren (das war natürlich nicht das,, was wir eigentlich wollten, aber immerhin). ich sollte anfangen. Und ich hatte angst. die beste ausgangssituation für eine entspannende massage. aber ich habe mich zusammengerissen, augen zu und durch. und er konnte es. wirklich. man musste sich nur ganz fest vorstellen, dass es ein anderer ist, der einen gerade massiert - bloss nicht die augen aufmachen. auf gar keinen fall, niemals die augen aufmachen! Und die Frage am Ende: War gut? ignorieren. 
danach in die sauna, auch gut. dann in den ruheraum - naja, schön ist anders, entspannend nicht, und fenster auch nicht. und irgendwie schepperten alle türen um einen herum und aus der sauna nebenan schnarchte es sehr laut (wenigstens die oder der war entspannt). Und dann im Pool - kaum drin, wer kam rein, die typen vom vorabend aus der bar... also raus aus dem pool... aber das gute an der aktion: der seesteg lies sich aus meinem fuss entfernen und ich konnte wieder gehen. 
abendessen war gut. in der halle. 

am nächsten morgen aufgewacht und nebel hing über bad gastein, und das passte zu bad gastein und diesem wochenende. das kulisse für jeden gruselfilm sein könnte. aber ganz ehrlich? Es war herrlich, wir haben soviel gelacht, über alles. über igor. über den dödelwedler, über die kühe, über das alte hotel, in dem irgendwann auch schon mal thomas mann übernachtet hat. damals. und wir fühlten uns jung (sehr jung!) und erfrischt und seufzend sind wir zu hause wieder angekommen: wie schön ist es zu hause. 


Ich: Mädels, wann fahren wir wieder hin? 
Mädels: BALD!

m.

Montag, 28. April 2014

es werden schnittchen gereicht

ich habe immer gesagt, ich vergleiche innsbruck mit berlin nicht. weil der vergleich ja einfach nur hinken kann.
diese beiden städte sind nicht zu vergleichen. die sind noch nicht mal wie äpfel und birnen. und ausserdem ist es ja auch so, dass immer, wenn man vergleicht, einer verlieren muss. und ich will gar nicht, dass einer verliert. ich finde beide toll. beide auf ihre art.

aber manchmal erwische ich mich doch, beim vergleich.

letztes wochenende hat innsbruck haushoch verloren. wirklich hochhaushoch. (so ein hochhaushoch, wie es sie nur in new york oder hongkong gibt, solche hochhäuser gibt es gar nicht in berlin, so hoch. in dem vergleich würde berlin verlieren, gegen new york oder hongkong.)

aber letztes wochenende, da war ich auf einer "vernissage" in innsbruck. weil ich, immer kulturinteressiert wie ich bin, alles mitnehme was geht und oft positiv überrascht wurde.
"vernissage" ist in berlin ja ungefähr so: unglaublich hippe leute, treffen sich irgendwo in mitte, prenzlberg oder neuerdings auch in neukölln, in einem meist recht kleinen ladengeschäft, dass zu einem ausstellungsraum umgebaut wurde. es läuft hippe musik und es wird rotwein und vielleicht noch weisswein gereicht, aber lieber rotwein. man schaut sich ca. 10 minuten unfassbar interessiert die ausgestellten werke an, steht ein bisschen verloren, aber mit einem sehr interessierten ausdruck im gesicht, in der gegend rum. dreht höflichkeitshalber noch eine zweite runde und schaut sich noch einmal die kunststücke an. bei der zweiten runde hat man auch definitiv das erste glas wein ergattert. ab diesem zeitpunkt, beginnt die eigentliche vernissage. ab diesem zeitpunkt fängt man an, den ausgang zu suchen, ihn zu finden und sich draussen, vor der "galerie" die erste zigarette anzuzünden. drei sekunden später kommt man mit den unglaublich hippen leuten, die genau den selben ausgang gefunden haben, ins gespräch, dass sich drei minuten lang um die kunst und den künstler handelt (wenn jemand dabei ist, der den künstler kennt und es ist immer jemand dabei, der ein enger busenfreund des künstlers ist, dehnt sich das gespräch auch gerne mal auf 5 minuten aus.) nach dem obligatorischen "die werke sind so unglaublich intensiv", kommt man schnell zu anderen themen, es wird lustig und der abend endet morgens um 6 uhr in irgendeinem club.

ich weiss nicht, wie ich darauf kommen konnte, dass das in innsbruck auch so ist. aber irgendwie hatte ich diese festgebrannte erwartungshaltung. das wort "vernissage" hat sich in meinem kopf zu einer mischung aus zuviel rotwein, gesprächen über irgendetwas und vielen hippen leuten manifestiert.
also radel ich los (ist immer gut, mit dem rad zu vernissagen zu fahren, machen alle so) und komme in eine kleine strasse, passt. bekannter, der mich dazu eingeladen hat, wartet vor der tür eines wohnhauses, passt auch noch. wir gehen in den zweiten stock, nur das klingelschild verrät, dass es sich um eine "galerie" handelt, passt auch, passt sogar sehr gut. nur, es ist ein 70er jahre bau, kein altbau. gut, sind wir an der stelle nicht kleinlich, denke ich noch. wir betreten die wohnung, wir sind ein bisschen zu spät - selbstverständlich, ist irgendjemand schon einmal pünktlich zu einer vernissage erschienen? eine ältere dame empfängt uns an der tür und gibt uns zeichen, dass wir still sein sollen - es wird eine rede gehalten. von einem noch älteren herren. über die unglaubliche ausdrucksstärke der arbeiten (zu diesem zeitpunkt kann ich die arbeiten noch nicht sehen, wir hängen im flur der 2 zimmer 70er jahre wohnung, wir hören nur, was gesprochen wird) die rede ist ambitioniert und es wird von starken kontrasten, zarten linien und so weiter berichtet - meine erwartungshaltung steigt. als die rede beendet und die ausstellung eröffnet ist, trauen wir uns in den ca. 15 qm grossen raum, in dem schon 30 leute sehr dicht gedrängt stehen. tische, stühle und bücherregale nehmen die hälfte des raumes ein. und an dem bisschen "restwand" hängen 10 kleine bilderchen. motive: elfen, ritter, wölfe mit geweih, drachen. in schwarz-weiss. ein blick rund um genügt. danke. also. puh. naja. also das "eragon" buchcover (das ich nur aus dem buchladen kenne) abzumalen.... ja, also. ja, mensch. kreativität kennt ja kaum grenzen. dafür aber schlechte luft. eine luft, die zusammengesetzt ist aus: alteleute geruch, denn die eine hälfte der menschen im raum, ist irgendwas zwischen 70 und 80, und teenager schweiss, die andere hälfte der gäste ist ungefähr 16, freunde der "künstlerin". und in der mitte von all dem, steht ein tisch, ein tisch voll mit schnittchen. selbstgemachten. zu hause. mit ei. hartgekochteeierschnittchen. es gab ein fenster. das war auf kipp. keine lustzirkulation. nur menschliche ausdünstungen, junge und alte, und schnittchengestank.
ich war tapfer, ich habe mir die bilder angeschaut. wirklich. ich habe brav meine runde gedreht. die zweite habe ich ausgelassen, denn nirgendwo gab es rotwein. also musste man die zweite runde nicht in kauf nehmen. nach 2 minuten anstandsrumstehen, habe ich nur gedacht: ich muss raus. schnell.
also: ausgang suchen. auf die strasse, dort wo ich schon andere interessierte oder weniger interessierte vermutete, um endlich mit den unsinnigen gesprächen zu beginnen. niemand. keiner da. warten. zwei zigaretten später, immer noch: ich, die zigarette, die kleine strasse. was fehlte, zu meinem vernissage erlebnis: der rotwein und die hippen leute. also sass ich so da. und da begann der vergleich. und das klägliche scheitern innsbrucks. nach einiger zeit kamen dann doch noch die 16 jährigen (die wahrscheinlich 20 waren) raus. und wollten dann was trinken gehen. ich hab dann mein rad genommen und bin nach hause gefahren. innsbruck hatte verloren.

ich bin nach haus geradelt und das hat 3 minuten gedauert. pluspunkt innsbruck, in berlin, wäre ich wesentlich länger unterwegs gewesen. und kaum zu hause, meldet sich freundin und fragt: gin tonic absacker? na klar.

und der abend endete morgens früh in irgend einem club. ohne schnittchen. aber mit sinnlosen gesprächen. und wieder: unentschieden.


Sonntag, 7. April 2013

Ausnahmetag

Gestern war mein erster Ausnahmetag.
Der erste Ausnahmetag von meinem "Plan". Kaffee, Zucker, Alkohol, Süßes, alles ist erlaubt an diesem Tag!
Und da ich ganz dringend auch mal eine Ausnahme von diesem Frühling, der kein Frühling ist, brauchte und mal ausnahmsweise Sonne, hab ich mir an meinem Ausnahmetag ein paar Stunden Italien gegönnt.
Das ist ja wirklich das schöne an Innsbruck, man setzt sich für eine Stunde ins Auto und ist in Italien, es ist zwar noch nicht so richtig richtig Italien, weil Südtirol so eine kleine Mischung aus Tirol und Italien ist, aber es ist schon immer ein bisschen wärmer und ein bisschen anders als zu hause.

Morgens bei 2 Grad, Nebel und grauseligem Wetter losgefahren. Und dann Pflichtprogramm, wenn man über den Brenner drüber ist (der Himmel riss natürlich auch sofort auf) an der Raststation bei Sterzing anhalten und den ersten Espresso:

Dann weiter, dieses Mal nach Bozen. Bozen hat einen wunderbaren Bauernmarkt, den wir besuchen wollten.. und was soll ich sagen, die Sonne kam raus und man wird von den Farben und Gerüchen und der italienischen Geräuschkulisse eingefangen und fühlt sich wie in einer anderen Welt und  genießt jeden Blick, jeder Atemzug tut gut und man saugt förmlich alles auf, was nicht grau ist, sondern bunt und Leben und schön:


Ranoncoli
 Glücklich und bepackt mit grünem Spargel, Tomaten, Olivenöl, Apfelsaft und natürlich Ranunkeln, sich einen Cappuccino gönnen, herrlich. Aber bald bemerken, dass wir die einzigen waren, die Cappuccino tranken, alle anderen waren schon beim Weißwein, Spritzer oder Hugo... Da dachten wir uns gute Idee! Die Einkäufe ins Auto verstaut und sich einen wunderbaren Platz in einem Café auf dem Waltherplatz direkt in der Sonne gesucht ... Noch besser. Weißwein bestellen, Menschen auf dem Platz beobachten und einfach die Sonne genießen und eigentlich gar nichts tun...


Egal wo ich bin, immer wenn ich einen Ausflug mache, bekommt meine Mama eine Postkarte von mir (wegen der Freude, wenn sie den Postkasten aufmacht), auch aus Bozen, natürlich.
Gegen den Hunger ein kleines, feines Restaurant suchen. Und es hilft immer wieder, noch ein Stückchen weiter zu laufen und noch einmal um die nächste Ecke zu schauen, weil dort findet man dann die kleinen Schätze.

Und so eines haben wir gefunden. Die "Fischbänke" heißt das kleine Lokal, dass nur draußen existiert, auf den alten marmornen Fischbänken des alten Fischmarktes, der früher hier einmal war, daneben der Fischbrunnen. Liebevoll wurde ein Sammelsurium an Schirmen und Tischen und Bänken um diese Fischbänke platziert und überall hängen Schilder mit lustigen Sprüchen und Lampions. Und irgendwie ist es eine Mischung aus Thailand- und Italien, so wie die Wirte, er ein Traum von einem typisch alten Italiener, Cobo, und seine Frau eine kleine zierliche Thailänderin.
Man setzt sich hinein in diese Welt und ist gleich glücklich, das Essen ist einfach aber sehr gut und der Wein auch. Und es ist einfach so entspannt. Dass wir ziemlich lang dort saßen und den Tag einfach genossen haben, und die Zeit einfach vergehen liessen...

Wenn ihr mal in Bozen seid, nehmt euch die Zeit und trinkt einen Weißwein mit Cobo dem Wirt, er findet die Fischbänke hier: Dr.-Streiter-Gasse 30, 39100 Bozen.
Und vergesst nicht auf Toilette zu gehen:


Dieser ganze Tag war wunderbar. Und ich würde den Plan ja fast für immer durchziehen, wenn alle meine Ausnahmetage so schön wären, wie dieser. Die Sonne, die Wärme alles tat an diesem Tag so gut. Und wir haben die 20 Grad noch gespürt, als wir wieder zurück über den Brenner in die graue Suppe gefahren sind und bei 4 Grad wieder in Innsbruck ankamen...

Und nun ist kein Ausnahmetag mehr, morgen fängt die Arbeit wieder an, aber ich habe mir von Cobo ein Konzept mitgenommen, für die Arbeitswoche, fürs Leben:


m.